![]() ISBN 978-3-940640-28-4 |
Silviavon Hans-Joachim Schmidt DIN A 6, ca. 244 Seiten. Preis: 9.90 Euro *inkl. Mwst. zzgl. Versandkosten Ab einem Warenwert von EURO 50,00 versenden wir innerhalb Deutschlands und EU versandkostenfrei! Widerrufsbelehrung |
Das neue Jahr ist jetzt etwa zehn Stunden alt und ich liege hier im Bett mit
einer Frau, die ich noch nicht einmal beim Namen kenne. Eigentlich weiß
ich noch nicht einmal, wie sie dahin kam.
Jetzt werde ich erst mal aus dem Bett schleichen und mir ein Kaffee machen und
sie schlafen lassen. Beim Kaffee werde ich sie einfach beobachten, wie ich es
immer mache. Eine fremde nackte Frau in deinem Bett, ist das nicht sexy. Die
Frage nach Sex letzte Nacht, muss ich wohl verneinen. So wie ich mich zurzeit
fühle, hätte ich gestern nicht mal den Gang zur Toilette allein geschafft.
Oh Gott, sie wird mich doch nicht etwa dorthin gebracht haben. Das Bett war
trocken, so wie auch der Fußboden. Den großen Blumentopf habe ich
noch nicht kontrolliert, ob er gegossen wurde oder nicht.
Ach her je, das Kaffeewasser kocht.
Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer habe ich mir den Stuhl aus dem Esszimmer
vor das Bett gestellt.
Sie schien richtig sorglos zu sein, reckte sich, drehte sich und hin und wieder
ein kleines Schnarchen. Eine Stunde und zwei Kaffee später wurde sie wach.
"Guten Morgen, machst du mir bitte auch einen und was zu Essen wäre
auch nicht schlecht."
"Ja, ja natürlich," sagte ich.
Als ich sie beim Verlassen des Schlafzimmers im Kleiderschrank Spiegel sah,
wäre ich beinahe dagegen gelaufen.
Sie stieg aus dem Bett, wie Gott sie schuf und so sah sie auch aus, wie von
Gott geschaffen.
Es dauerte eine Weile, bis ich wusste, in wessen Wohnung ich mich befand.
Mann, ich war zu Hause und habe eine Zauberbraut im Bett gehabt.
Und da ging auch mein Problem wieder los. Bis zur Fertigstellung des Kaffees
habe ich mich mindestens zwei Mal verbrüht und ein Mal ist mir die Kaffeebüchse
runter gefallen. Selbst beim servieren des Kaffees habe ich mich fast aufs Maul
gelegt.
Schöne Frauen und meine die daraus resultierenden Handlungen sind so gut
wie nicht vereinbar.
Es gab schon Frauen, die dachten, ich mache hier den Kasper um sie zu imponieren
oder gar zum Lachen zu bringen.
Leider ist es ernster als man annehmen kann.
"Wo ist das Bad?", fragte sie mit heiserer Stimme.
"Gleich gerade zu."
Immer dieselben Fragen und immer dieselbe Antwort. Sah aus, als wären wir
ein eingespieltes Team, aber die Fragen waren immer von verschiedenen Frauen
nur die Antwort war von mir und immer dieselbe. Es könnte jedes Mal ein
De ja-vu sein, was ich hier erlebe.
Als ich die Badtür hörte, bin ich schnell ins Bett um den Rest ihrer
Wärme zu spüren und um ihren Geruch wahrzunehmen. War schon immer
eine Marotte von mir, aber ich liebe den Geruch von Frauen und ihre angenehme
Wärme, die sie ausstrahlen oder zurück ließen, so wie jetzt.
Wie ich so das Bett in mich aufnehme und fast das Laken zerriss, stand sie auf
einmal neben mir.
"Was machst du da?"
"Was, ich, ich suche meinen Ohrring," log ich.
"Eigenartig, ich hatte das Gefühl, dir geht einer ab," sagte
sie.
"Was ist, klappt es mit dem Frühstück, heute noch?" fragte
sie.
Jetzt macht sie hier noch den Kommandeur, trage ich etwa ein Kopftuch und Schürze,
dachte ich.
"Ja, Kaffee und Marmeladenstulle, ist das OK?"
"Ich geh jetzt ins Bad und mache mich fertig, dann komme ich."
"Wie, was," sagte ich, "fertig, kommen. Lief etwas nicht richtig
gestern?"
Ohne nur auch einen Ton zu verlieren, ging sie sehr beschwingt, um nicht zu
sagen sie wackelte mit dem Arsch, ins Bad.
Diesen Zeitraum nutzte ich, um ihr ein Frühstück zu bereiten.
Sie kam aus dem Bad und setzte sich an den Frühstückstisch, als hätte
sie es schon hundert Mal genau so hier gemacht.
Während des Frühstücks kam keine Konversation zustande, weder
von ihr noch von mir.
Nach dem Frühstück gab sie mir ihre Visitenkarte und sagte: "Danke,
rufe mal an."
Weg war sie.
Kein Küsschen, kein Drückerchen, einfach weg.
Das war`s, dachte ich, die siehst du nie wieder.
Als ich die Visitenkarte sah, da war nur noch ihr Vorname und eine Telefonnummer
zu sehen, alles andere war mit einem Stift geschwärzt.
Silvia heißt sie, mit i nicht mit y.
Verdunklung
Den restlichen Tag verbrachte ich im Bett, solange ich noch was von ihrem Flair
erhaschen konnte.
Als ich wieder Wach wurde, war es schon dunkel, nur die Laterne vor meinem Zimmer
erhellte wie immer den Raum.
Mich persönlich hat es nie gestört, wenn es etwas heller im Schlafzimmer
war. Im Gegenteil, ein wenig Licht brauche ich, um einschlafen zu können.
Völlige Dunkelheit brachte mir immer ein unangenehmes Gefühl, von
Eingesperrt sein, vielleicht hatte ich auch ein bisschen Angst.
Manchmal, wenn ich Damenbesuch hatte, dauerte der Verdunkelungswunsch des Fensters
länger als der Sex, den ich dann mit ihnen hatte.
Das lag nicht nur an die Dauer des Verhängens der Fenster, sondern auch
an den Weg vom Fester zurück zum Bett. Obwohl es meine Wohnung ist, hatte
ich immer Schwierigkeiten im Dunkeln das Bett verletzungsfrei zu finden.
So kam es auch mal dazu, dass ich mir eine riesige Platzwunde, auf dem Weg zum
Bett, zufügte.
Ihre High Heels standen im Weg. Schon das beschwingte Aufsetzen auf diesen Schuh
brachten mir höllische Schmerzen, die sich sofort nach dem Aufschlagen
meines Kopfes auf der Bettkante verlagerten.
Da stand ich nun nackt, blutüberströmt, vor ihr. Ich muss ausgesehen
haben, wie nach einer missglückten Enthauptung. Wie sie so schnell den
Lichtschalter gefunden hat, war mir rätselhaft.
Sex gab es nach etwa zwei Stunden Notaufnahme und sieben Stichen.
Es muss sie besonders angetörnt haben, wie ich da mit meinem Kopfverband,
der aussah wie ein Turban, über sie lag.
Wenn ich mir überlege, wie sie vorher gezickt hat, muss morgen Arbeiten
und solche Geschichten.
Aber jetzt war sie so was von motiviert, von wegen mal eine Zigarette zwischendurch,
konnte ich vergessen.
Es war schon weit nach neun Uhr, ich kaputt und sie durstig. Oh schön,
kleine Pause, so meine Gedanken. Nicht, dass es mir nicht gefallen hat, aber
es grenzte schon an Mehrarbeit. Ja wirklich, sie muss das Kamasutra Buch im
Kopf gehabt haben.
Auf dem Weg zur Küche fragte ich, ob sie Spätschicht hätte.
Ganz ruhig sagte sie: "Nein, ich werde um zehn zum Arzt gehen und mich
krankschreiben lassen."
Als sie dann ging, gab auch sie mir eine Visitenkarte. Ich legte sie dann zu
den anderen. Nicht, dass ich Visitenkarten sammelte, aber ich muss mich doch
auch orientieren.
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