![]() ISBN 978-3-940640-21-5 |
12 merkwürdige Geschichtenvon Teddy Matthau Taschenbuch, ca. 118 Seiten. Preis: 9.90 Euro *inkl. Mwst. zzgl. Versandkosten Ab einem Warenwert von EURO 50,00 versenden wir innerhalb Deutschlands und EU versandkostenfrei! Widerrufsbelehrung Durchschnittliche Bewertung: 5 |
Leseprobe:
Nahtlos fügte sich das Zirpen der Grillen in der ergreifend schönen
Landschaft der masurischen Seen in die fehlenden Zeilen der zweiten Strophe
des Gedichts ein, das Moritz Hirsel an dem Tag schrieb, als er sich eigentlich
vollkommen darauf konzentrieren wollte, ein Geburtstagsgeschenk für seine
Schwester, die seit ein paar Tagen unter einem leichten Ziehen in der Magengegend
litt, zu besorgen, was sich als sehr schwierig erwies, da sie nur ein paar Wünsche
geäußert hatte, die sich im Rahmen von etwa 1,99 bei Woolle bewegten,
als das Telefon klingelte und Ramona anrief um ihm freudig erregt mitzuteilen,
dass es nur dem neuen kleinen Gewächshaus auf ihrem ansonsten dem Wind
sehr stark ausgesetzten Balkon zu verdanken sei, dass bereits jetzt die erste
Tomate das Licht der Welt erblickte.
Moritz atmete tief durch.
Eigentlich wollte er schon gestern ein Geschenk besorgen, aber gestern hatte er schlechte Laune, nachdem ihm nur deshalb die U-Bahn vor der Nase weggefahren war, weil er beim Fleischer hinter einer Frau stand, die dreieinhalb Pfund Geselchtes kaufen wollte, was jedoch nicht möglich war, da die Verkäuferin sagte, es wären nur noch etwa zweidreiviertel Pfund da, worauf die Frau sich als Edwina Scheinbichler outete, Vertreterin des österreichischen Müttergenesungswerkes aus der Steiermark, die für ein Galadiner im ehemaligen Olympiaquartier der Nationalmannschaft von 1936 dringendst dreieinhalb Pfund Geselchtes benötigte und nach minutenlanger Diskussion mit der Fleischereifachverkäuferin Moritz gegenüber behauptete, so etwas wäre nur in Deutschland möglich.
Moritz hatte keine Ahnung, was Geselchtes sein könnte ...
Fortsetzung folgt im Buch!
Es war einmal ein König. Eigentlich ein ganz lockerer Typ, deshalb sagten
die meisten Leute auch einfach "Hi König!", wenn sie ihn trafen.
Nur die, die sich einschleimen wollten, nannten ihn ehrfurchtsvoll "Eure
Peinlichkeit" oder so. Der König hatte ein Problem: Sein Reich war
reich und er war arm. Ab und zu zum Kuren fuhr er nur nach Masuren, während
sein Volk sich auf Prollorca mit Edelgesöff zuschüttete.
Da er aber ein kluger Kopf war, hatte er sämtliche Märchen auf DVD gesehen und wusste, dass es absolut angesagt war, in so einem Fall seine Tochter an den nächstbesten Helden zu verscherbeln. Meistens mussten sie zuerst einen handelsüblichen Drachen töten oder die Tochter von irgendeinem Fluch befreien oder so was. Dafür hatten die Helden oft eine Villa in absoluter Toplage - zum Teil mit Seeblick - und die eine oder andere Spinnerkarre vor der Tür. Meistens waren es Zuhälter oder Auftragskiller oder Papa war Schlagersänger.
Der König ging also ans Telefon ...
Fortsetzung folgt im Buch!
"Papa, woher kommen eigentlich die drei Bilder über eurem Bett?"
- "Das ist etwas ganz Besonderes. Ein Triptychon von einer spanischen Malerin
und über hundert Jahre alt." - "Ein Mann und eine Frau sitzen
auf einer Couch und daneben steht ein Kerzenständer. Und das Ganze reichlich
abstrakt. Was soll daran besonders sein?" - "Das ist eine lange Geschichte:
Vor vielen Jahren, als ich noch alleine in meiner kleinen Wohnung wohnte, sagte einmal meine Nachbarin, ich solle mal in meinem Keller nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Sie hätte letzte Nacht verdächtige Geräusche gehört. Tatsächlich roch es im Keller irgendwie seltsam und hinter einem Schränkchen mit alten Schallplatten sah es aus, als ob der Fußboden eingebrochen wäre. Ich kletterte über die Schallplatten und nahm ein paar lockere Steinbrocken aus dem Boden. Tatsächlich hörte ich jetzt leise Stimmen und altertümliche Musik. Aber was sollte denn unter meinem Keller noch sein? Ich musste der Sache nachgehen. Ich besorgte mir im Blauhaus eine Spitzhacke und einen Spaten und schlich mich am Mittwochabend in den Keller.
Nach etwa 2 Stunden Arbeit kroch mir ein unangenehmer Geruch entgegen und ich konnte durch eine winzige Öffnung nach unten in einen schwach beleuchteten Raum sehen. Es schien sich nichts zu bewegen, aber man hörte Stimmen und Musik im Hintergrund. Ich beugte mich nach vorn um mehr zu sehen. Plötzlich krachte es unter mir. Ich versuchte mich irgendwo fest zu halten, aber der ganze Boden gab nach und ich stürzte mit dem Spaten in der Hand in die Tiefe. Der Spaten blieb quer in der Öffnung stecken und ich hing unten dran. Einige Brocken fielen noch an mir vorbei, dann sah ich vorsichtig nach unten. Ich hing etwa einen Meter über einer Toilette. Niemand schien mich bemerkt zu haben. Nach einer kurzen Verschnaufpause entschloss ich mich, allen Mut zusammen zu nehmen und der Sache auf den Grund zu gehen. Ich schloss die Augen, hielt die Luft an und ließ mich fallen.
Die Landung hätte unglücklicher verlaufen können. Ich öffnete
die Tür und stellte fest, dass ich mich wohl in einer öffentlichen
Toilette befand. Sie war schmutzig, sehr altertümlich eingerichtet und
schlecht beleuchtet. Noch etwas benommen von dem Sturz sah ich um die Ecke und
entdeckte ein hübsches altes Waschbecken und saubere Handtücher. Das
ist genau das, was ich jetzt brauche! Ich sah in den Spiegel und sah - eine
Toilettenfrau. Ich starrte sie entsetzt an. "Wo bin ich?" - "Na,
junger Mann! Sie sollten aber heute nichts mehr trinken! Sie sind im modernen
Tanz- und Vergnügungslokal "FreakOut".
... macht zwei Reichspfennige fürs Händewaschen" sagte sie noch.
Ich muss wohl einen sehr ängstlichen Blick gehabt haben, denn sie streichelte
mir tröstend über die Schulter und schob mich mit einem barmherzigen
Gemeindeschwesternlächeln hinaus.
Eine Treppe führte nach oben, was mich einigermaßen verunsicherte, denn da musste ja eigentlich mein Keller sein. Langsam lief ich hinauf und blickte vorsichtig über die oberste Stufe. Ich befand mich in einem riesigen verqualmten Tanzsaal. Von der Decke hingen Kronleuchter. An den plüschigen Wänden befanden sich goldene Kerzenhalter. Eine Kapelle spielte interessanten alten Blues und Ragtime und die Menschenmassen tanzten gekonnt und voller Begeisterung. Alle waren in origineller altmodischer Kleidung erschienen, wahrscheinlich passend zur Musik. Die Herren hatten überwiegend gut geschnittene Anzüge. Ein Älterer trug ein Monokel. Frauen rauchten mit Zigarettenspitzen. Wirklich eine gelungene Veranstaltung! So muss es vor hundert Jahren gewesen sein, dachte ich.
Da tippte mir eine Frau auf die Schulter: "Na? Auch hier gelandet?" Ich sah sie hilflos an. "Wir kennen uns von früher" sagte sie. "Aus dem Schabrackser`s, ist aber schon ein paar Jahre her." Jetzt erkannte ich sie. Tatsächlich, vor einigen Jahren war in meinem alten Tanzschuppen eine Frau gewesen, die auch immer eine lange schwarze Haarsträhne seltsam übers Gesicht fallen ließ. "Ich bleibe jetzt ganz in der alten Zeit. Is sowieso alles viel eleganter hier. Außerdem hab ich einen Spanier kennen gelernt, arbeite jetzt als Malerin und nenne mich Marina del Paraffina". - "Wie? Was? Alte Zeit? Ich versteh überhaupt nichts!" ...
Fortsetzung folgt im Buch!
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